Artes Iuventutis
Auf der Bühne wir junge Profis
Die vierzehn Darstellerinnen der Musicalgruppe des JMCE
´98 zeigten in den zwölf Tagen der Vorbereitung erstaunliches
Durchhaltevermögen, um dann ihr Können auf der Bühne unter
Beweis zu stellen.
An die Probenphase erinnert sich Harald Tauber |
Als ich unserem sehr verehr ten Präsidenten Florian
Wilscher am Telefon mit einem klaren "Ja, das mache ich, das interessiert
mich” zusagte, hatte ich keine Ahnung, was auf mich zukommen würde.
Denn mir war bis zu Kursbeginn nicht bewußt, was es heißt,
“Leiter der Musicalgruppe” zu sein. Aber ich hatte dutzende Ideen und schaffte
es in kürzester Zeit, ein Konzept zu erstellen. Mein großes
Ziel war es, unter allen Umständen anders zu sein als all die Regisseure,
die ich bis dato kennengelernt hatte. Wie auch immer:Ich fuhr mit etwas
gemischten Gefühlen nach Edlitz, vor allem deshalb, weil ich erfahren
hatte, daß meine ganze Klasse aus Mädchen bestand. Was aber
dann ein ein weniger großes Problem war, als ich zu Beginn fürchtete.
Mein erster Tag und somit meine ersten Unterrichtsstunden
zeigten mir dann auch gleich, was es heißt, 14 Mädchen so zu
beschäftigen, daß keines von ihnen aus Langeweile das Interesse
verliert und somit die Konzentration. Die abendliche Un-terrichtseinteilung
zeigte mir dann, was es bedeutet, einen Stundenplan für drei weitere
Kollegen in drei Räumen zu erstellen, denn in Schach bzw. Stratego
war ich noch nie eine besonders große Leuchte. Der einzige, der mir
Nacht für Nacht dabei Trost spendete, war unser Präsident, der
immerhin noch zwei Stunden länger als ich am Gesamtstundenplan zu
schreiben hatte.
Der zweite Kurstag zeigte mir dann, daß mein Konzept
zu seriös war und somit nicht unbedingt bei meinen “Ladies”, wie ich
sie inzwischen nannte, ankam, und daß somit ein neues Textbuch geschrieben
werden mußte. Dabei war mir Tanja Linzbichler, die Choreographin,
eine große Hilfe, die mehr als nur eine skurrile Idee zu dem neuen
Skript beisteuerte. Auf jeden Fall hatten wir zum Schluß dann eine
Ver-wechslungs-komödie à la Monty Pythons´ “Das Leben
des Brian” vermischt mit "Raumschiff Enterprise". Ein Skript, das bei meinen
Ladies eine nicht zu erwartende Eigeninitiative hervorrief, die keiner
von uns Dozenten erwartet hatte. Ab diesem Zeitpunkt steckten sie 12 Stunden
Proben täglich weg, wie ich es noch von keinem Profi erlebt habe.
An dieser Stelle ist es nun endlich Zeit, meinen Mitstreitern
Hochachtung zu zollen. Ladies first: Tanja Linzbichler, Choreographie,
die es mit unglaublichem Einsatz geschafft hat, innerhalb von 10 Tagen
große Choreographien und auch Solotänze mit den Mädchen
einzustudieren und wirklich tolle Formationen auf die Bühne zu zaubern.
Martin Jeff Frohner, der nicht nur eine ganze Partitur in kürzester
Zeit schrieb, sondern auch noch stundenlang mit mir die Nacht auf diversen
Leitern verbrachte, um die Bühne akustisch annehmbar zu machen. Martin
Vácha mühte sich nicht nur ab, die von mir überbeanspruchten
Stimmen wieder zu sanieren, sondern übernahm auch noch die Lichttechnik.
Und last but not least Florian Wilscher, der mir nicht nur jeglichen Freiraum
für das Musical ließ, sondern auch noch die Proben mit dem Orchester
übernahm.
Wie auch immer: die Protagonisten dieses Kurses waren
meine 14 Ladies, die wirklich eine tolle Leistung vollbracht haben – gesungen,
getanzt und gespielt haben. Innerhalb dieser kurzen Zeit haben sie Höhen
und Tiefen erlebt und weggesteckt, wie man es sonst in drei Monaten Probezeit
nur erlebt. Ich durfte durch ihren Einsatz viel lernen und jede Stunde
Schlaf, die wir Dozenten versäumt haben, wurde durch die Aufführung
unseres Musicals wieder wettgemacht.
Es würde zu weit führen aufzuzählen,
was jeder einzelne in dieser kurzen Zeit gelernt hat. Sicher ist aber,
daß wirklich jede von meinen Ladies bei der Aufführung des Musicals
etwas gezeigt hat, was sie vorher noch nicht konnte.
Jedenfalls war ich an diesem Abend sehr stolz auf alle
und, vielleicht auch wegen der seltenen Nachtruhe, sehr gerührt. Ich
will Euch noch einmal für Euren Einsatz danken und alles Gute für
die Zukunft wünschen.
Sicher ist auch, daß meine Katze im Begriff ist,
sich auf die Tastatur zu legen, um ihre Streicheleinheiten einzufordern.
So bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Kurzbericht zu beenden
und zu hoffen, daß auch das Musikcamp 1999 so gut gelingt.
Harald Tauber
Studium Gesangspädagogik und Musical/Operette an
den Konservatorien Wr. Neustadt und Wien.
Tanz- und Musicalkurse; Auftritte in Oper (NÖ-Tournee
mit Bastien und Bastienne), Operette und Musical (den Frank 'N' Furter
in der Rocky Horror Show).
Harald Tauber ist seit 1997 Ensem-blemitglied im Raimundtheater
(UA Tanz der Vampire) und unterrichtet am Jugendmusikcamp Edlitz sowie
am Gesangsseminar SingSang in Markt Piesting.