25. Jänner 1997
Zum Thema
Kammermusiktage in der Steiermark
Die ersten beiden Seminarwochenenden des neuen Projekts "Kammermusiktage Thörl 1996/97" von Artes Iuventutis sind äußerst erfolgreich über die "Alpenbühne" gegangen. Der herrliche "Distlerhof" am Fuße des Hochschwab-Massivs war erfüllt von den Klängen der sechzehn jungen Musikerinnen und Musiker, die sich in verschiedenen Ensembles jeweils ein Wochenende lang intensiv mit Kammermusik-literatur von Mozart bis Mahler auseinandersetzten. Ein feuriger Erstbericht von Johanna Male und Gabi Slezak |
Bei herrlich farbigem Herbst wetter empfing uns der Distlerof zu den ersten Kammermusiktagen in Thörl am 26. und 27. Oktober 1996.
Sechzehn begeisterte Musiker aus allen Teilen Österreichs fanden sich ein, um sich mit den im Ensemble bereits vorbereiteten Werken ein Wochenende lang intensiv zu beschäftigen. Da das Haus von Familie Slezak bereits vorgeheizt und mit zwei gestimmten Flügeln ausgestattet worden war, konnte gleich nach der Ankunft mit dem Musizieren begonnen werden. |
In den zwei Zimmern mit Klavier hielten die Dozenten Florian Wilscher, Romed Wieser und Peter Puskas ihren Ensembleunterricht ab, während in den restlichen Räumen fleißig geübt wurde. So waren den ganzen Tag Klänge von Mozart, Schumann, Mahler und Reger zu hören und nahmen zusehends mehr die Gestalt eines Konzertprogramms an.
Abwechslung zu den musikalischen Genüssen boten die kulinarischen - bereitet von Gabi Slezak und Johanna Male. Ihnen wurde rund um die Uhr von jenen Gesellschaft geleistet, die sich eine Pause gönnten, und so war am Küchentisch fast ständig eine heitere Runde versammelt.
Man erfreute sich also be- ster Laune, die keines wegs durch die Tatsache getrübt war, daß Florians Bein und Johannas Finger in Gips bzw. Bandagen gehüllt waren. Im Gegenteil: Florian dirigierte abwechselnd die Streicher mit Krücke und Bogen, während Johanna sich nicht daran hindern ließ, Gabi tatkräftig zur Seite zu stehen.
Sogar das Badezimmer - sofern nicht gerade anders benützt - diente den jungen Musikern als Arbeitsraum. So eingenommen war man von der Musik, daß für ein "Zwischendurchprogramm" überhaupt nicht gesorgt werden mußte. Man sah auch am Samstagabend eher Müdigkeit als den unbedingten Wunsch zu langem Beisammensitzen in den Gesichtern der Teilnehmer. Gar nicht ungern zogen sie sich in die mit Schaf-Fellen ausgelegten Schlaflager des oberen Stockes zurück.
So behalten wir die besten Erinnerungen an die gemütliche Atmosphäre jenes Wochenendes. Das gute Gelingen läßt uns auf ein erfolgreiches und vergnügliches erstes Konzert im Schloß Thörl am 12. Jänner 1997 hoffen. Ein herzliches Dankeschön an Familie Slezak, die durch ihre Großzügigkeit unsere Motivationen um die Musik und unsere Freude an der Musik sehr bestärkt hat!
Was kommt dabei heraus, wenn sich ein paar junge Leute für ein Wochenende auf den Distlerhof bei Thörl zurückziehen, um dort zu musizieren? - Eine ganze Menge! Das stellten zehn junge Musiker unter der Leitung von drei Wiener Musikstudenten bei ihrem Konzert am 12. Jänner dieses Jahres in der Schloßkapelle Thörl eindrucksvoll unter Beweis. Ob bei Mendelsohn, Reger, Schumann oder Mahler - der Zuhörer konnte die Ernsthaftigkeit und Begeisterung spüren, mit der hier musiziert wurde. Besondere Beachtung verdient der Klavierquartett-Satz in a-Moll des erst sechzehnjährigen Gustav Mahler, der lange Zeit unveröffentlicht blieb und erst 1973 im Druck erschien. Schließlich sei noch angemerkt, daß auch die Programmauswahl ihren Teil zur Homogenität des Abends beitrug. So hoffen wir auf eine ebenso dynamische und professionelle Fortsetzung des Projekts.
Das Programm des Konzerts vom 12. Jänner 1997