Saitenweise.  . . . . . . . . . .30. Jänner 1998 . . . . . . . . . . Nummer 4

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Saubere Saiten

Wissenswerte und hilfreiche Profi-Tips zur Streichinstrumenten- bzw. Saitenpflege von der jungen Geigenbauerin Gerlinde Reutterer

Allgemeines über Saiten

Von der Dicke der gewählten Saiten hängen auch die Kerben am Steg ab. Beim Wechsel von dickeren (Darm-)Saiten auf dünnere (Metall-)Saiten kann es dazu kommen, daß eine bestimmte Saite nicht mehr klingt. Oft sind die nun zu tiefen Kerben am Steg die Ursache, weil die Saite nicht mehr aufliegt, und in ihrer sogenannten „Torsionsschwingung“ gehemmt ist. Bei Geigen neigt besonders die E-Saite dazu, sich im Laufe der Zeit in den Steg einzugraben. Dieses Problem läßt sich durch ein Stück Pergament, oder das Einsetzen einer Elfenbeineinlage in die Stegkerbe lösen. Wenn Saiten mehrmals hintereinander an der gleichen Stelle beim Obersattel oder beim Steg reißen, ist möglicherweise die entsprechende Kerbe zu scharfkantig, und man sollte die Stelle vom Geigenbauer nachfeilen lassen, was ja auch Geld spart.

Aufspannen der Saiten

Beim Wechseln der Saiten sollten die Kerben am Steg und am Obersattel mit Graphit (=weicher Bleistift) „geschmiert" werden, um baldigem Reißen an dieser Stelle vorzubeugen, besonders bei Geigen und Bratschen werden die Saiten durch das Stimmen mit Wirbeln an diesen Stellen stark beansprucht. Außerdem sollte der Steg vor dem Aufspannen der Saiten in seine optimale Lage gebracht werden, nämlich mit seiner Rückseite parallell zur Grundfläche (=Instrumentendecke). Die Saiten sollten unbedingt einzeln ab- und wieder aufgespannt werden. Erstens bleibt dabei der Steg in seiner (hoffentlich) richtigen Position, zweitens ist die Gefahr, daß der Stimmstock umfällt wesentlich geringer. Die mögliche Reihenfolge beim Saitenwechsel wäre: G - E - D - A (Violine), bzw. C - A - G - D (Viola und Violoncello). Die Saiten sollten so aufgespannt sein, daß sie möglichst parallell im Wirbelkasten laufen, weil sie sonst hinter dem Obersattel reißen. Um allerdings den Wirbel in seinem Halt im Wirbelloch zu unterstützen ist es möglich, die Saite leicht nach außen laufen zu lassen (von unten nach oben gesehen ), weil dadurch der Wirbel nach innen gezogen wird. Keinesfalls sollte die Saite im Wirbelkasten nach innen laufen, weil sich dadurch nur der Halt des Wirbels verschlechtert.

Pflege der Saiten

Unumsponnene Darmsaiten sollten mit einem sog. Saitenöl gepflegt werden, was die Standzeit doch relativ stark erhöht. Umsponnene Darmsaiten und Metallsaiten sollten ebenso wie das Griffbrett regelmäßig aber vorsichtig mit einem in Alkohol getränkten Baumwoll-Lappen gereinigt werden, wobei in erster Linie darauf geachtet werden sollte, daß kein Alkohol auf den Lack tropft.

Saitenlagerung

Darmsaiten sollte man immer „langgelegt“, also nicht gerollt in den Saitenkuverts lagern, da sie besonders empfindlich sind. Auch Metall- und Kunststoffsaiten, die üblicherweise in Kuverts gelagert werden, sollte man bei der Aufbewahrung nicht unnötig knicken. ¨

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